Bevor Firmen von der Netzwerk-Automatisierung profitieren, müssen sie einige Herausforderungen meistern. Dazu gehören fehlende Standards oder auch der Mangel an qualifizierten Netzwerkspezialisten. Unser dritter Beitrag in der Blog-Serie rund um automatisierte Netzwerke zeigt Ihnen, wie Sie bei der Netzwerk-Automatisierung vorgehen sollten.
Die Netzwerk-Automatisierung bietet viele Vorteile: ein zentrales und effizientes Management des Netzwerks über einheitliche Regelwerke, die Entlastung von manuellen Tätigkeiten durch automatisierte Konfiguration sowie eine höhere Sicherheit und Verfügbarkeit des Netzwerks, da die Fehlerquote sinkt. Künftig wird Automatisierung noch wichtiger werden, da Multi-Cloud-Szenarien zunehmen und Netzwerke dadurch immer komplexer werden.
Doch auf dem Weg zum automatisierten Netzwerk müssen Firmen einige Herausforderungen meistern.
Es gibt keine Blaupause
Denn es gibt keine Blaupause und keinen Königsweg für die Migration auf ein (teil-)automatisiertes Netzwerk. Zwar arbeiten Standardisierungsgremien wie die Open Networking User Group (ONUG), das OpenDaylight Project und OpenStack an der Entwicklung von praktischen Architekturen für eher softwarebasierte Netzwerke. Doch es ist noch längst nicht klar, welche Standards, Anbieter und Produkte sich auf dem Markt durchsetzen werden.
Bei der Wahl von Anbietern und Produkten, die bei der Automatisierung von manuellen Prozessen im Netzwerk unterstützen, bieten sich der IT-Abteilung viele Optionen. Die richtige Entscheidung fällt hier nicht leicht. Zur Auswahl stehen etablierte IT-Anbieter wie Cisco, Juniper Networks, Hewlett Packard Enterprise (HPE) und VMware, Newcomer wie Anuta Networks, Apstra, Cumulus Networks oder Glue Networks sowie SD-WAN-Spezialisten wie Cradlepoint oder Riverbed Technology. Die große Bandbreite an Produkten kann den Prozess der Entscheidungsfindung erheblich beeinträchtigen und vor allem verlangsamen. Firmen wie die HCD Consulting AG unterstützen deshalb ihre Kunden bei der Auswahl der passenden Produkte und begleiten Automatisierungs-Projekte von Anfang bis Ende.
Und dennoch – bei einer Studie von Juniper nannten 33 Prozent der befragten Kunden und Partner eine fehlende End-to-end-Lösung als Hürde für die Netzwerk-Automatisierung.
Netzwerkexperten müssen umdenken
43 Prozent der Befragten gaben an, dass fehlende Weiterbildung und Qualifizierungen die Einführung von Netzwerk-Automation verhindern. Bislang mussten Netzwerkingenieure kaum programmieren oder in detaillierten Schritt-für-Schritt-Abläufen denken. Letztere bilden jedoch die Voraussetzung für die Automatisierung – denn das IT-Team muss zunächst alle einzelnen Arbeitsschritte bis ins kleinste Detail definieren und standardisieren. Auch Themen wie Datenmodelle oder gemeinsame Basiskomponenten gehörten bislang zum Wirkbereich von Softwareentwicklern und -architekten, nicht aber ins Portfolio der meisten Netzwerkingenieure.
Ein weiteres mögliches Hindernis: Netzwerktechniker könnten sich durch die Automatisierung in ihrem Tätigkeitsfeld eingeschränkt oder bedroht fühlen, und Angst um ihren Arbeitsplatz entwickeln. Hier stellt sich jedoch die Frage: Bedeutet der Wegfall von eintöniger Handarbeit tatsächlich einen großen Verlust? Und nimmt mit neuen Technologien nicht häufig auch das Arbeitsvolumen zu? Aus unserer Sicht dürfen Netzwerkexperten, die Innovationen gegenüber aufgeschlossen sind, dieser Entwicklung gelassen entgegensehen.
Noch fehlen Standards bei SDN
Bei SDN, der Königsklasse der Netzwerk-Automatisierung, fehlen bislang noch standardisierte Schnittstellen, über die SDN-Architekturen verschiedener Netzwerk-Service-Provider zusammenarbeiten können. Denn bis dato nutzen die Anbieter meist verschiedene Systeme und Schnittstellen (APIs), um unterschiedliche Aspekte ihrer Netzwerke zu verwalten. Die Folge sind Reibungsverluste und Ineffizienz bei der Bereitstellung von End-to-end-Services. Organisationen wie das Metro Ethernet Forum (MEF) und das TM Forum arbeiten derzeit intensiv an der Entwicklung von standardisierten APIs für abgestimmte Services über automatisierte und verbundene Netzwerke.
Auch gibt es bislang noch zu wenige Produkte, die offene SDN-Protokolle wie OpenFlow unterstützen. Mit OpenFlow lassen sich virtuelle Netzwerke auch über Anbietergrenzen hinweg managen. Zwar gibt es dafür bereits genügend Software-Controller, aber nur wenige OpenFlow-kompatible Hardware-Komponenten. Denn SDN führt dazu, dass proprietäre Hardware, etwa Switches, an Bedeutung verliert. Dafür werden SDN-Controller und entsprechende Management-Tools wichtiger.
Schrittweise vorgehen
Gleichgültig, ob Firmen nur Teile ihres Netzwerks automatisieren oder auf SDN setzen: Das Management sollte die IT als strategische Ressource sehen, und nicht als Kostenfaktor. In diesem Fall verfügt das IT-Team über genügend Mittel, um sich zu Themen rund um die Netzwerk-Automatisierung weiterzubilden und diese schrittweise umzusetzen.
In der Praxis ist es am besten, mit einem einfachen Ablauf zu starten, etwa mit dem automatisierten Sammeln von Daten von Netzwerkgeräten, um damit Reports zu generieren. Ein anderes Beispiel ist die Fehlerfindung: Hier wird etwa überprüft, ob der Port, mit dem der Benutzer verbunden ist, Fehler generiert. Nächste Schritte bei der Netzwerk-Automatisierung wären die automatisierte Bereitstellung und Konfiguration neuer Geräte, neuer Standorte oder neuer Services. Der letzte Schritt wäre die ereignisorientierte Automatisierung, bei der das Netzwerk selbstständig auf externe Ereignisse reagiert und seine Konfiguration in Echtzeit anpasst.
Passende Themen zu diesem Artikel:
- Netzwerk-Automatisierung – eine Einführung
- Anwendungsfälle für automatisierte Netzwerke
- SDN – die Königsklasse der Netzwerk-Automatisierung
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